Achtsamkeit und Stressmanagement

10 Tipps für achtsames Reisen

Achtsam-engagiert.de: 10 Tipps für achtsames Reisen. Bild visualisiert eine Palmeninsel.

Achtsamkeit kann uns dabei helfen, entspannter, gelassener und präsenter zu sein. Was im Alltag hilft, gilt genauso für den Urlaub. In wenigen Tagen lasse ich das aktuelle Hamburger Schietwetter hinter mir und fliege in die Ferne. Dabei werde ich meine Auszeit wieder möglichst bewusst und achtsam gestalten. Meine Erfahrungen zum achtsamen Reisen habe ich in diesen Top-10-Tipps zusammengefasst:

Vor deiner Reise

1) Die Umwelt im Blick behalten

Achtsames Reisen beginnt bereits bei der Planung. Sofern möglich, versuche umweltfreundlich zu reisen oder deine Flüge zu kompensieren. Ich selbst möchte nicht gänzlich auf Fernreisen verzichten, da ich es unbeschreiblich bereichernd finde, die Welt zu bereisen, neue Kulturen kennenzulernen und noch nie gesehene Landschaften zu erkunden. Allerdings ist meine Reisevorliebe leider sehr Klima-unfreundlich und so keimt mit jeder Fernreise das schlechte Gewissen in mir auf. Wer genauso fühlt wie ich, dem kann ich Atmosfair empfehlen. Damit kannst du den CO2-Ausstoß deines Flugs kompensieren und unterstützt so verschiedene Klimaschutzprojekte.

2) Intentionen definieren

Überlege dir, welche Ziele du mit deinem Urlaub verbindest. Damit meine ich nicht die geographischen Ziele, sondern deine persönliche Ziele. Das können beispielsweise neue Gewohnheiten sein (s. Punkt 7), bestimmte Herausforderungen (s. Punkt 9) oder auch einfach allgemeine Intentionen. Es ist ratsam, sich bei jeder Reise die Intention zu setzen: Ich bin offen für neue Erfahrungen. Denn wer erleben will, was er immer erlebt, kann auch Zuhause bleiben. Achtsames Reisen setzt voraus, dass du dich neuen Orten, Abläufen, Gerüchen, Speisen, Sprachen etc. öffnest. Wenn du dein Ziel und / oder deine Intention definiert hast, halte sie am besten schriftlich fest. Das signalisiert deinem Unterbewusstsein mehr Verbindlichkeit und hilft dir bei der Realisierung.

3) Mit deinem Reiseland/-ort auseinandersetzen

Bestimmt ist es für dich auch eine Selbstverständlichkeit, dich vorher zumindest ein klein wenig mit der Sprache und den kulturellen Gepflogenheiten auseinanderzusetzen. Andernfalls könnte es passieren, dass man beispielsweise nur mit Tops und Hotpants im Gepäck sich selbst und Einheimische diverser Glaubensrichtungen in eine unangenehme Situation bringt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich außerdem jeder im Reiseziel freut, wenn ich zumindest „Guten Tag“, „Danke“ und „Auf Wiedersehen“ in der jeweiligen Landessprache sagen kann.

Während der Reise

4) Führe ein (Reise-)Tagebuch

Ich bin ein großer Fan des Journalings – also das tägliche Planen und Zusammenfassen des Tages in selbst festgelegten Kategorien. Besonders auf Reisen kann dir ein Tagebuch dabei helfen, Ziele zu definieren, Erlebtes zu reflektieren und schöne Momente festzuhalten. Ganz davon abgesehen, dass ich es als absoluten Stimmungsbooster empfinde, wenn ich mir beispielsweise an einem grauen Wintertag eines meiner Reisetagebücher schnappe und mich gedanklich wieder in das ferne Land beame.

5) Stärke dein Mindset

Oft sind wir insbesondere im Urlaub mit anderen Abläufen und sonstigen Herausforderungen konfrontiert. Dadurch sind Urlaube allerdings auch eine wunderbare Gelegenheit, eigene Denkweisen zu hinterfragen und das Mindset zu stärken. Hier drei Beispiele:

  • Anfängergeist und Vorurteilsfreiheit: Wer achtsam reist, sollte sich vor allem von starren Erwartungshaltungen verabschieden. Mit einem Festklammern an deutschen Tugenden wie Pünktlichkeit, Sauberkeit oder Zuverlässigkeit ist Frust vorprogrammiert. Selbst innerhalb Deutschlands sind mit starren Erwartungshaltungen Enttäuschungen vorprogrammiert (z. B. Stau, Bahnverspätung, Hinterhof- statt Meerblick) . Betrachte deine Erlebnisse so, als seist du heute erst von einem Ufo zu Forschungszwecken auf der Welt abgeworfen worden und würdest alles hier zum ersten Mal sehen. Was nimmst du aus dem Standpunkt eines Beobachters wahr?
  • Geduld und Akzeptanz: Ich bin ein überpünktlicher Mensch und als solcher fühle ich mich oft in meiner Gelassenheit herausgefordert. Aber insbesondere in Urlauben können andere Gepflogenheiten ein wunderbarer Spiegel sein, damit wir mehr an den Themen Geduld und Akzeptanz arbeiten. Der Busfahrer in Neuseeland hat beschlossen, heute lieber angeln zu gehen und gar nicht erst seine Busfahrt anzutreten? Okay, dann erkunde ich noch ein wenig den Ort bis der nächste Bus in zwei Stunden kommt. Ein Asiate interessiert sich herzlich wenig für unsere Datenschutzgrundverordnung und macht einfach ungefragt ein Foto von mir? Finde ich blöd, aber deshalb jetzt aufregen? Nö. Vielleicht kannst du sogar soweit gehen, einer ungewollten und unerwarteten Situation mit Dankbarkeit zu begegnen. Was wird dadurch erst möglich? Und sei es nur, dass du später eine abenteuerliche Geschichte zu erzählen hast.
  • Loslassen: Dieser Aspekt ist ganz eng mit Akzeptanz verbunden. Lasse los, wenn dir etwas Negatives widerfährt und du dich ärgerst. Während eines Urlaubs habe ich mal erlebt, dass ein Taxifahrer nicht mehr mit unserem Wechselgeld rausrücken wollte. Wir haben am Ende sogar die Polizei eingeschaltet und es war eine völlig unnötige und zeitraubende Diskussion, bis wir endlich unser Wechselgeld zurückerhalten haben. Aber es wäre verkehrt, diesem Erlebnis noch längerfristig anzuhaften oder gar das Verhalten des einen Taxifahrers auf seine ganze Zunft zu übertragen. Lass einfach los.

6) Aktiviere deine Sinne:

Die meisten Aspekte dieser Kategorie machst du bestimmt hin und wieder unbewusst. Ich möchte dich dennoch einladen, dies auch ganz gezielt zu tun und bewusst im Hier und Jetzt zu sein.

  • Schmecken: Ich finde es spannend, neue kulinarischen Köstlichkeiten kennenzulernen. Interessante Geschmäcker haben sich für mich ebenso ins Gedächtnis eingeprägt wie Sehenswürdigkeiten: Der Cheesecake in Amerika, neuseeländischer Wein oder das beste Mie Goreng meines Lebens auf Bali.
    Welche Gewürze schmeckst du? Wie ist die Konsistenz deines Essens? Wie warm oder kalt ist es? Je achtsamer du dich den Mahlzeiten widmest, desto intensiver nimmst du sie auch wahr und erinnerst dich an sie.
  • Riechen: Versuche während deiner Reise immer mal wieder innezuhalten und bewusst die Gerüche um dich herum wahrzunehmen. Ich liebe den salzigen Duft an der holländischen Nordseeküste oder den würzigen Waldduft in den Bergen. Weniger schön, aber genauso eingeprägt hat sich aber auch der fischige Geruch der Seelöwen am Pier 39 in San Francisco. Jeder Ort, jede Stadt, jedes Land hat seine speziellen Düfte. Welche sind es und was lösen sie in dir aus?
  • Sehen: Probiere immer mal wieder nicht von einer Sehenswürdigkeit zur anderen und von einem Fotomotiv zum nächsten zu hechten.Laut einer Studie ist deine Erinnerung umso schlechter, je stärker du deine Umgebung durch deine (Handy-)Kamera wahrnimmst. Bleibe daher immer mal wieder stehen, schau dich bewusst um. Welche Farben siehst du? Welche Formen? Was ist anders im Vergleich zu deiner Heimat? Halte Ausschau nach atemberaubender Schönheit – auch außerhalb von Sehenswürdigkeiten.
  • Hören: Welche Natur-, Stadt- oder anderweitigen Umgebungsgeräusche nimmst du wahr? Welche sind besonders bezeichnend für deinen Aufenthaltsort? Gibt es ein Lied oder einen Interpreten, den du hier immer hörst? Wie empfindest du den Klang der fremden Sprache? Und wenn du die Menschen um dich herum verstehst, lausche doch einfach mal ganz ungehemmt: Worüber reden sie?

7) Gewohnheiten ändern

Ein Urlaub ist immer ein Stück weit eine Zäsur zum Alltag. Nicht umsonst nutzen viele Raucher diese Zeit, um sich zu entwöhnen. Ich habe zum Beispel während eines Yoga-Retreats eine dreitägige Handyauszeit gemacht. Spannenderweise habe ich nicht mal besonders viel verpasst und das war eine super Erkenntnis für mich (s. Punkt 10). Während eines längeren Aufenthalts in Neuseeland habe ich das tägliche Journaling für mich entdeckt und meine Meditationspraxis vertieft. Egal, womit du schon immer aufhören oder loslegen wolltest: Probiere es doch einfach im Urlaub und nach rund zwei Wochen Training gelingt es dir im Idealfall auch besser, das im heimischen Alltag fortzusetzen.

8) Verlasse die Komfortzone

Gibt es etwas, das du gern tun würdest, aber noch nie getan hast? Viele nutzen ihre Urlaube für abenteuerliche Adrenalinkicks, wie Fallschimspringen. Aber du kannst auch kleinere Brötchen backen: Wenn du dich schwer tust, mit Fremden zu sprechen, überwinde dich doch mal im Urlaub und beginne eine Unterhaltung mit einem Ortskundigen. Wenn du nicht gut alleine sein kannst, nimm dir vor, einen Tag lang etwas ohne deinen Parnter zu unternehmen. Egal ob Adrenalinkick oder Alltagsüberwindung: Probiere etwas Neues aus und sprenge deine mentalen Grenzen.

9) Heimweh-Momente würdigen

Ich bin zum Glück überhaupt kein Typ für Heimweh. Dennoch erlebe ich auf Reisen immer wieder kleine Heimweh-Momente. Je nachdem, wo ich mich aufhalte, vermisse ich die unterschiedlichsten Dinge: funktionierende und saubere Sanitäranlagen, mein eigenes Bett, Vollkornbrot, meine Freunde, die Kühle der Nacht, ein Zuhause vergessener Lieblingspulli, den Komfort einer eigenen Waschmaschine und und und. Das Gute ist: Jede Reise stärkt die Freude und die Dankbarkeit für das, was uns Zuhause erwartet. Nimm diese Heimweh-Momente also wohlwollend entgegen, denn sie zeigen uns, wie schön, erfüllt und gut funktionierend unser Leben daheim ist.

10) Erkenntnisse festhalten

Nutze dein (Reise-)Tagebuch, um jeden Abend neue Erkenntnisse festzuhalten. Ich schreibe mir zwar auch gerne unnütze Fakten auf (Beispiel: Auf dem Glen Canyon Staudamm ist Rasen ausgerollt, weil das Gras den Turbinenlärm dämmt), allerdings meine ich vielmehr persönliche Erkenntnisse. In jeder Reise erfährst du Dinge über dich, deine Denkweisen, deine Bedürfnisse und auch deine Grenzen. Ich habe zum Beispiel nach einem Reitausflug festgestellt, dass für mich das Glück auf dem festen Boden der Erde liegt und nicht auf dem Rücken der Pferde. Führe dir am besten jeden Abend vor Augen, was dir der Tag an Aha-Momenten gebracht hat. So erschaffst du dir einen nachhaltigen Mehrwert aus deinem Urlaub.

Ich hoffe, dir haben meine zehn Tipps gefallen. Noch mehr Inspiration findest du zum Beispiel auch in dem hübsch illustrierten Buch* „Achtsam reisen: Kabellos glücklich oder Wie dein Urlaub zur echten Auszeit wird“. Das kann ich sehr empfehlen.

Was tust du, um auf Reisen ganz im Hier und Jetzt zu sein? Teile gern deine „Best Practices“ im Kommentar.

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🙂
Weitere Informationen findest du auch in meinem Datenschutz-Artikel.

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