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Hidden Agenda: Wie du als Moderator:in mit dieser Herausforderung umgehen kannst

Hidden Agenda: Wie du als Moderator:in mit dieser Herausforderung umgehen kannst. Visual copyright: www.achtsam-engagiert.de

Als Workshop-Moderatorin und systemische Coachin ist es mein Ziel, meinen Klient:innen transparente, faire und nachhaltig erfolgreiche Workshops zu bieten. Doch nicht immer treffe ich auf genau diese Offenheit. Manchmal kann ein riesengroßer rosa Elefant den Erfolg eines Workshops gefährden und dieser Elefant hat einen Namen: Hidden Agenda.

Was ist eine Hidden Agenda?

Eine Hidden Agenda ist ein verstecktes Motiv oder Ziel, das eine oder mehrere Personen mit einem Workshop oder einem Meeting verbinden, ohne dass sie dies transparent machen. Die Ursache dafür, dass jemand nicht offen mit seinen Zielen und Absichten umgeht, können vielfältig sein und reichen von persönlicher Eitelkeit über ausgebuffte machtpolitische und strategische Interessen.

Fallbeispiel für eine Hidden Agenda: Der Workshop, der speziell eine Führungskraft „einnorden“ sollte

Neulich hatte ich einen Workshop-Auftrag, bei dem das offen kommunizierte Ziel war, eine Führungsmannschaft auf dem Weg zu einer neuen Führungskultur zu begleiten. In der Auftragsklärung mit der Personalerin stellte sich allerdings heraus, dass alle Führungskräfte speziell mit einem Kollegen ein Problem hatten. Nennen wir ihn mal Dieter. Dieter war in diesem Unternehmen eine sehr einflussreiche, aber auch gefürchtete Führungskraft. Seine Stärke lag in Zahlen, Daten, Fakten und seine Schwäche lag eindeutig im empathischen Miteinander. Die anderen Führungskräfte wussten nicht mehr weiter und haben den Führungskultur-Workshop beauftragt (transparente Agenda) mit dem eigentlichen Ziel, dass Dieter doch endlich lernen möge, wie ein konstruktiver und zeitgemäßer Führungsstil aussieht (hidden agenda).

Warum sind Team-Workshops oder Meetings mit einer Hidden Agenda schwierig und selten erfolgreich?

Das Problem bei solchen Aufträgen ist, dass sie selten zum Erfolg führen können. Im Fallbeispiel wollte eine Gruppe von Menschen, dass sich eine Einzelperson verändert. Das ist per so schonmal ein unmögliches Ziel. Wir können uns ändern und Impulse im Außen geben, aber wir können schlichtweg jemand anderes nicht verändern. Das können wir erst recht nicht, wenn wir dieser Person nicht die Offenheit und das Vertrauen entgegenbringen und unsere Wünsche und Bedürfnisse transparent kommunizieren.

Zudem beeinflusst eine Hidden Agenda die Dynamik und die Ergebnisse des Workshops. Die erarbeiteten Ideen, Ergebnisse und Maßnahmen können einfach nicht die besten sein für die gegenwärtige Herausforderung, solange man diese nicht offen thematisiert.

Das führt letztlich dazu, dass so ein Meeting oder Workshop oftmals schlichtweg eine Zeit- und Energieverschwendung ist. So verlieren sich die Teilnehmenden oft in Nebenschauplätzen, persönlichen Animositäten oder auch der persönlichen Verunsicherung, wenn niemand so richtig weiß, „wo die Reise eigentlich hingeht“.

Wenn eine Hidden Agenda im Spiel ist, merken die meisten Menschen das. Das führt dann oft dazu, dass jeder betroffene Teilnehmer gedanklich daran abrackert, was da gerade wabert, woher das kommt und worum es überhaupt geht. Das führt zu enormer Verunsicherung und letztlich Frust, der sich häufig in Richtung der anderen Meetingteilnehmenden oder des Trainers richtet. So kann, wenn sich dieses latente Gefühl häufiger einstellt, nachhaltig das Zusammengehörigkeitsgefühl eines Teams verschlechtern.

Wie kann man mit einer Hidden Agenda umgehen?

Es ist wichtig, dass du als Trainer:in oder Meeting-Moderator:in erkennst, dass es eine Hidden Agenda gibt. Dabei können dir folgende Tipps helfen:

Schaffe eine offene Atmosphäre: Stell von Anfang an klar, dass das Meeting oder der Workshop nur so erfolgreich sein kann, wie jeder sich offen und konstruktiv mit seinen Gedanken und Ideen einbringt. Schaffe eine Atmosphäre des Vertrauens, zum Beispiel indem du die Las-Vegas-Regel ausrufst („Was in diesem Raum besprochen wird, bleibt in diesem Raum“).

Beobachte die Gruppendynamik: Gibt es ungewöhnliche Reaktionen oder Verhaltensmuster in der Gruppe? Beobachtest du abwertende nonverbale Signale, abfällige Bemerkungen oder ständige Unterbrechungen? Orientiere dich dann an einer der wichtigsten Workshop-Regeln: Störungen haben Vorrang. Wenn dir etwas auffällt, wie in den o.g. Beispielen, mache die Störung sichtbar, indem du sie benennst und darauf eingehst.

Nutze Moderationstechniken: Setze Tools und Methoden ein, mit denen du dafür sorgst, dass alle Teilnehmenden gleichberechtigt zu Wort kommen und ihre Gedanken äußern können. So kannst du die Dominanz einer einzelnen Person einschränken, ohne diese offen bloßzustellen.

Führe Einzelgespräche: Wenn du bereits im Vorwege das Gefühl hast oder sogar wie im Fallbeispiel ganz gezielt erfährst, dass es eine Hidden Agenda gibt, suche das Einzelgespräch mit den Beteiligten. Mache der Person mit der Hidden Agenda bewusst, dass der Workshop kein verstecktes Ziel realisieren kann und nur offene und transparente Kommunikation nachhaltig zum Erfolg führen kann.

Du hast ein zu schlechtes Gefühl? So lehnst du einen Auftrag mit Hidden Agenda ab

Es kann vorkommen, dass du einen Workshop oder ein Meeting moderieren sollst und wie in meinem Fallbeispiel ein offenes und ein heimliches Ziel vermittelt bekommst. Wenn das Einzelgespräch nicht zu einer höheren Transparenz-Bereitschaft und Einsicht geführt hast, musst du dir überlegen, ob du diesen Auftrag trotzdem annehmen oder lieber ablehnen möchtest. Ich rate dazu, solche Aufträge eher abzulehnen, denn du kannst hier im Grunde genommen nur verlieren.

An der Stelle halte ich es für ratsam, die eigenen Bedenken nochmals respektvoll zu äußern und darauf hinzuweisen, dass die Hidden Agenda den nachhaltigen Erfolg des Workshops oder Meetings gefährden kann. Biete alternative Lösungen an, wie z. B. Einzelgespräche, Mediations-Workshops oder Retrospektiven, in denen die Hidden Agenda gezielt und offen bearbeitet werden kann.

Wenn das alles keinen Anklang findet bei deinem Auftraggeber, berufe dich auf deine Prinzipien als Trainer:in und Moderator:in. Erkläre, dass deine Arbeit von den Werten Offenheit, Transparenz und Lösungsorientierung geprägt ist und in diesem Fall der Workshopauftrag mit Hidden Agenda nicht mit deinen Prinzipien vereinbar ist.

Fazit zur Hidden Agenda in Meetings und Workshops

Als Trainer:in oder Moderator:in ist es elementar wichtig, die Dynamik von Workshops und Meetings zu verstehen und eine Atmosphäre zu schaffen, die auf Vertrauen, Offenheit und echter Zusammenarbeit basiert. Leider können Hidden Agendas den Erfolg solcher Workshops gefährden und zu unnötigen Hindernissen führen.

Letztlich ist es eine Frage der Erfahrung und der persönlichen Bereitschaft, wie man als Moderator:in oder Trainer:in mit einer Hidden Agenda umgehen will. Ich persönlich wähle den Weg der freundlichen Ablehnung, da ich in meinen Augen nicht wirklich wirksam und erfolgreich sein kann, wenn das Gegenüber kein Verständnis dafür hat, dass Offenheit ein Team im Zweifelsfall schneller ans Ziels bringt als an latenten, schwelenden Konflikten und unartikulierten Zielen festzuhalten.

Wünschst du dir Unterstützung bei der Planung, Vorbereitung und Durchführung eines Workshops? Gern unterstütze ich dein Team und dich mit meiner Expertise. Weitere Informationen zu meinem Trainings-Angebot findest du hier: Zum achtsam engagiert Training. Wenn das für dich interessant klingt, dann schreib mir gern direkt über:

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