Achtsamkeit und Stressmanagement

Warum du aus einer Mücke keinen Elefanten machen solltest und was Achtsamkeit damit zu tun hat

Mücke - visualisiert von www.achtsam-engagiert.de

Stell dir folgende Situation vor: Du liegst nach einem langen, anstrengenden Tag endlich im Bett, bist kurz vorm Einschlafen und dann kommt dieses verhasste Geräusch: „Bssssss“. Irgendwo treibt sich eine Mücke herum. Und natürlich erwischst du sie nicht beim ersten Anlauf und auch beim zweiten nicht. Was müssen diese Dinger auch immer so nervtötend wie flink sein? Du wirst sauer und spätestens damit ist erst recht nicht mehr ans Einschlafen zu denken. Kleine Mücke. Großer Effekt. So läuft es oft, muss es aber nicht.

Wie wir zur Reiz-Reaktions-Maschine werden

Dieses Szenario hat der Psychotherapeut Andreas Knuf in seinem Buch* „Ruhe da oben“ beschrieben und fasst es so zusammen: „In dem Spiel sind wir nichts anderes als eine simple Reiz-Reaktions-Maschine: Mücke rein, Ärger raus.“

Dabei hilft es, wenn du dir bewusst machst, dass es nicht die tatsächlichen Ereignisse sind, die in uns negative Gefühle auslösen. Vielmehr löst unsere Bewertung aus, wie wir uns mit einer Situation fühlen. Es ist eben nicht die Mücke, die den Ärger quasi in uns einflößt, sondern wir geben dem Ärger durch unsere Bewertung erst das notwendige Fundament zum Wachsen. Oder anders formuliert:

5 Zitate, die den Zusammenhang von Ereignis und Empfindung verdeutlichen

  1. Nicht, was wir erleben, sondern wie wir empfinden, was wir erleben, macht unser Schicksal aus. (Marie von Ebner-Eschenbach)
  2. Die Menschen werden nicht durch die Ereignisse selbst, sondern durch ihre Sicht der Ereignisse beunruhigt. (Epiktet)
  3. Du kannst nicht verhindern, dass die Vögel der Besorgnis über deinen Kopf fliegen, aber du kannst verhindern, dass sie sich auf deinem Kopf ein Nest bauen. (Martin Luther).
  4. Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung. (Antoine de Saint-Exupéry)
  5. Wenn uns nicht klar ist, dass Gedanken nichts weiter sind als Gedanken, können wir in praktisch jedem Bereich unseres Lebens in Schwierigkeiten geraten. Wenn wir dies hingegen wissen, kann uns das helfen den Fallen auszuweichen, die unser Denken uns stellt. (Jon Kabat-Zinn)

Was ist schlimmer: Mücke oder Motzerei?

Die Mücke ist hier also gar nicht der Übeltäter, sondern unser innerer Geschichtenerzähler, der angetriggert von der Mücke direkt loslegt mit seiner Tirade aus „Scheiß Vieh. Jetzt kann ich wieder nicht schlafen. Und all die Termine, die morgen anstehen. Wie soll ich den Tag denn überstehen, wenn ich wegen diesem Blutsauger kein Auge zu tue? Warum hat die Mücke es überhaupt auf mich abgesehen?“. Und so poltert er rum und glaubt dabei auch noch, dass die Mücke absichtsvoll handelt. Was für ein Humbug!

Bestimmt hast du auch schon in vielen Situationen festgestellt, dass es dich einfach nicht weiterbringt, wenn du dieser nöligen inneren Stimme die volle Aufmerksamkeit schenkst.

Warum du neben der Mücke auch kurz den Ärger im Raum tolerieren solltest

Wie könnte die Situation besser laufen? Der erste große Schritt ist, überhaupt mit Achtsamkeit wahrzunehmen, was da gerade passiert und zwar ganz sachlich sowohl auf der Ereignisebene („Da ist eine Mücke.“) als auch auf der Gefühlsebene („Das ärgert mich, denn nun kann ich nicht weiterschlafen.“).

Bevor man sich also in seinen Ärger hineinsteigert, hilft es zunächst diesen durch reine Aufmerksamkeit verschwinden zu lassen, ehe man sich der Mücke zuwendet. Wie das funktioniert? Gefühle wollen gelebt und bemerkt werden. Je stärker wir uns dagegen wehren, desto stärker drängen sie sich an die Oberfläche. Nehmen wir sie hingegen wahr, ohne uns mit ihnen zu identifizieren, verebben sie oft so schnell wie sie gekommen sind.

Wie du mit Achtsamkeit das Problem löst

Je mehr wir unsere Achtsamkeit trainieren und uns somit mehr in einer Beobachterhaltung anstatt einer Opferhaltung begeben, desto klarer können wir auch denken. In diesem Szenario kann das dazu führen, dass du gelassen das Licht anschaltest und nach der Mücke Ausschau hältst. Wenn du sie entdeckt hast, wartest du einen guten Moment ab und beförderst sie dann (natürlich ganz tierfreundlich) mit einem Glas und Papier über den Balkon in die Freiheit hinaus. Und da du gar nicht erst deinem inneren Geschichtenerzähler zugehört und damit deinen Ärger befeuert hast, ist nicht nur die Mücke befreit, sondern letztlich auch du selbst. Denn nur, wenn du entspannt und ruhig bist, kannst du schnell wieder zurück in den Schlaf finden. Das ist der feine, aber sehr spürbare Unterschied, wenn du einfach nur wahrnimmst, statt zu bewerten. Und so bleibt die Mücke auch, was sie ist: eine Mücke und kein Elefant.

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🙂
Weitere Informationen findest du auch in meinem Datenschutz-Artikel.

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